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Kunst und Kultur der Abruzzen

Wussten Sie, dass der Name ITALIA 90 v. Chr. in den Abruzzen entstanden ist? Und dass die Abruzzen die zweite Region Italiens mit den meisten erhaltenen Schlössern ist? Was hat der deutsche Meister der Moderne Joseph Beuys mit den Abruzzen zu tun? Das alles und mehr erfahren Sie in dieser Rubrik, in der wir auf die kulturellen Highlights der Region eingehen.

In diesem Rahmen können wir nur eine sehr kleine Auswahl an kulturellen Sehenswürdigkeiten darstellen! Weiterführende Informationen finden Sie in unseren Büchern und den Abruzzen-Tipps.
Wenn Sie sich nur für einzelne Themen interessieren, klicken Sie bitte auf die entsprechenden Unterpunkte: Die Anfänge, Vorrömische Zeit, Römische Zeit, Mittelalter, Renaissance, 17. - 19. Jahrhundert, Die Moderne, Kunsthandwerk, Literatur, Ausgrabungsstätten, die wichtigsten Museen auf einen Blick

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer "Linkliste" am Ende dieser Seite:

Die Anfänge

Funde in der Provinz von Chieti bezeugen, dass die Abruzzen seit 300.000 Jahren ununterbrochen besiedelt sind. In dieser Zeit war der Mensch noch Jäger. Erst viele Jahre später tauchten die ersten Sammler auf. In der Grotta della Punta fand man einige Reste des Homo Marsicanus, der hier vor etwa 13.000 Jahren lebte.

Vorrömische Zeit

Für die Archäologen sind die Abruzzen der vorrömischen Zeit, also der so genannten "ITALISCHEN" Zeit, von ganz besonderem Interesse, denn die Region ist noch nicht ganz erschlossen und birgt deshalb noch einige Überraschungen. Im Gegensatz zu beispielsweise der etrusken Geschichte steckt die Erforschung der Geschichte der Abruzzen bis einschließlich zur Zeit der römischen Herrschaft noch fast in den Kinderschuhen. Dementsprechend geheimnisvoll ist diese Zeitspanne.

1934 wurde in Capestrano eine 2 m hohe Statue gefunden, die einen Krieger darstellt. Der "Guerriero di Capestrano" stammt aus dem 6. Jh. v. Chr. und ist das besterhaltene Zeugnis der italienischen Zivilisation in den Abruzzen. Die Skulptur bildet das Wahrzeichen der Region und kann heute im Archäologischen Nationalmuseum in Chieti bewundert werden.

Ab dem 4. Jh. suchten die Legionen des aufblühenden römischen Reiches einen Weg zur Adria hin. Sie begannen die einzelnen italischen Stämme der Abruzzen zu bekriegen und sie ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Das Unternehmen erwies sich für die Römer jedoch schwieriger als angenommen: 91-88 v. Chr. vereinigten sich die ITALIKER in Corfinium und leisteten der Macht Roms erbitterten Widerstand. Sie nannten sich ITALIA, ein Name, der zum ersten Mal in der Geschichte vorkommt.

Römische Zeit

Trotz eines Heeres von 100.000 Mann, mussten die Italiker vor der Übermacht Roms kapitulieren. S chon im 3. Jh. gründeten die Römer einige Kolonien im Territorium der Abruzzen: Alba Fucens (Albe), Hatria (Atri), Amiternum (San Vittorino). Die Römer sicherten sich den Weg zur Adria mit dem Bau der Via Valeria. Es fand eine Romanisierung statt: Die römische Zivilisation lässt sich heute noch an Städten wie Chieti (das antike Teate) mit ihren Theatern und Amphitheatern zurückverfolgen. Neben diesen Städten sind weitere wichtige Zentren römischer Herkunft zu nennen wie: Teramo, Penne, Peltuinum, Iuvanum, Lanciano und das Herkules-Heiligtum in der Umgebung von Sulmona. Hier ist erfreulicherweise eine Bronzestatuette in erstaunlich gutem Zustand erhalten geblieben, die die kraftvolle und männliche Figur des Heroen Herkules darstellt. Heute kann man sie im Archäologischen Museum in Chieti besichtigen.

Im Jahre 43 v. Chr. wird Ovid in Sulmona geboren. Er war der große Poet der augusteischen Zeit, blieb seiner Herkunftsstadt jedoch immer verbunden, auch als er gezwungen wurde bis zu seinem Tode im Jahr 17 n. Chr. im Exil am Schwarzen Meer zu leben. Ruhm und Ansehen erlangte Ovid mit seiner Liebeslyrik "Ars Amatoria" (Liebeskunst). Als einzige antike Dichtung wurde die "Ars Amatoria" von einem Papst auf den Index gesetzt. 25 Jahre später schrieb Ovid die "Metamorphosen", eines der wichtigsten Werke der Antike.

Mittelalter

Nach dem Zerfall des römischen Imperiums wurden die Abruzzen sehr früh christianisiert. Das Christentum hat das Gesicht der Region entscheidend geprägt. Viele Zeugnisse der frühchristlichen Zeit sind leider verloren gegangen, lediglich die Katakomben unter der Kirche S.Michele in San Vittorino und unter der von San Giusta in Bazzano führen uns in die damalige Zeit zurück. Aus dem Zeitalter der Romanik hingegen sind etliche architektonische und malerische Meisterwerke der frühchristlichen Kultur auch heute noch vorhanden.

Die Romanik ist die goldene Zeit der Abruzzen: Eine lokale Schule existierte neben dem romanischen Stil, den die Benediktiner des französischen Klosters von Cluny hier einführten. Es entstanden die Abteien von San Giovanni in Venere in Fossacesia, die Kirche Santa Maria d’Arabona und Santa Maria Assunta di Bominaco.

Ein Meisterwerk der Bildhauerei ist die Kanzel aus dem Jahr 1159 in der Kirche Santa Maria del Lago.

Zwischen dem 10. und dem 13. Jh. wurden die Abruzzen zum bevorzugten Zufluchtsort der Mönche, die sich nach dem Vorbild orientalischer Asketen in die Berge zurückzogen, um hier ein einsames und spirituelles Leben zu führen. Die Berge der Maiella haben seit jeher Spiritualität ausgestrahlt und bildeten ein ideales Refugium. Es entstanden Einsiedeleien. Am Anfang waren es einfache Grotten, später wurden diese Felsbehausungen von den frommen Abruzzesen mit einer kleinen Kapelle versehen. Manche dieser Grotten wurden zu kleinen Klausen ausgebaut. Die Bauten verschmelzen geradezu mit dem Felsen, aus dem sie gehauen sind. Die meisten von ihnen liegen an spektakulärer Stelle und bieten eine beeindruckende Aussicht. Eine der schönsten Einsiedeleien ist San Giovanni all’Orfento. Eine weitere spektakuläre Einsiedelei ist die von San Onofrio al Morrone, die wie ein Adlernest hoch über dem Plateau errichtet ist. Andere sehenswerte Einsiedeleien sind San Bartolomeo di Legio, die an die Pueblos in New Mexico erinnert, und Santo Spirito a Maiella.

Das natürliche Relief dieses Landstriches mit seinen hohen Bergen und Gipfeln eignet sich besonders für den Bau von Burgen und Schlössern. Insgesamt 80 von solchen Bauten wachen auch heute noch über das Gebiet: Häufig liegen sie auf spektakulären Anhöhen, wie etwa die Rocca Calascio. Von hier aus genießt man ein unvergessliches Panorama, das sich über den Corno Grande (2900 m) und den Großteil der Bergketten der Region erstreckt.. Ein weiteres Beispiel für die perfekte Integration von Natur und Architektur ist die romantische Burg von Roccascalegna (11. Jh.), die 1996 komplett restauriert wurde und heute vor allem in den Sommermonaten als historische Kulisse für kulturelle Ereignisse dient. Fast vollständig erhalten ist das Schloss von Crecchio ebenso das von "Di Riseis D’Aragona" aus dem 13. Jh.. Es beherbergt heute das Museum für byzantinische Kunst.

Das typische Merkmal des abruzzesischen Stils in der Zeit der Romanik und Gotik ist das horizontale Schema in der Ausschmückung der Kirchenfassaden. Ein prachtvolles Beispiel ist die Fassade im geometrischen weiß-roten Muster der Basilica di Collemaggio in L’Aquila. Auch andere Kirchen in der Hauptstadt der Abruzzen tragen dieses Merkmal. Die Gotik ist in Italien nicht sehr verbreitet. In den Abruzzen trägt die Kathedrale von Atri, eines der markantesten und wichtigsten Beispiele abruzzesisch-sakraler Architektur, die typischen Charakteristika des neuen Stils aus Frankreich.

Freskenzyklen aus der Zeit des Mittelalters finden Sie in der Kirche S.Maria ad Cryptas und vor allem im Oratorium von San Pellegrino in Bominaco. Dieser Zyklus ist wohl der bedeutendste des abruzzesischen Mittelalters.

Renaissance

Im 15. Jh. wurde die Kirche Santa Maria in Piano in L. Aprutino nach dem neuen Stil der Renaissance aus der Toskana gestaltet. Der Dom von Atri beherbergt den in seinem Umfang größten Freskenzyklus der abruzzesischen Renaissance. Andrea Delitio, ein abruzzesischer Maler hat ihn gefertigt. Diese Arbeit ist wohl sein Meisterwerk: Delitio zeichnet sich durch seine ausgesprochen phantasievollen und originellen Erfindungen sowie durch eine besondere künstlerische Raffinesse aus. Der Künstler zählt zu den bedeutendsten Malern der Frührenaissance und steht im Rang der italienischen Künstler auf gleicher Stufe mit dem Florentiner B. Gozzoli oder dem Umbrier Signorelli.

Zahlreich sind die Bauwerke aus der Zeit der Renaissance. Zu nennen ist vor allem auch der Palazzo dell’Annunziata in Sulmona. Der Palazzo wurde im Laufe der Jahre mit anderen Stilen versehen. Insgesamt lassen sich vier Bauphasen für die Fassade erkennen.

17. - 19. Jahrhundert

Die Sprache des Barock kann man im Inneren der Kirche San Bernardino in L’Aquila bewundern. Ein Beispiel für den Stil des Neoklassizismus, mit seinem klaren Rhythmus, ist in der Kirche von Santa Maria del Ponte in Lanciano zu sehen. Der Barock ist auch die Blütezeit der Keramikkunst (siehe unten). Ein wichtiger Vertreter der Schule des 19. Jahrhunderts ist Francesco Paolo Michetti (1851-1929), der mit besonderer Vorliebe ländliche Szenen sowie religiöse Themen dargestellt und damit landesweite Anerkennung erlangt hat. Diesem Maler ist ein Museum gewidmet, das MUMI in Francavilla al Mare.

Die Moderne

Das 19. Jh. verabschiedet sich in Europa mit dem Jugendstil, der in Italien "stile liberty" oder "Modernismo" genannt wird. Dieser moderne Stil findet auch in den Abruzzen, insbesondere in den Städten und an der Küste, seine Verbreitung: Pescara, Giulianova, Francavilla und Ortona bieten gut erhaltene Beispiele des Jugendstils in der Architektur und in der Malerei und laden zur Erkundung ein.

In den 60er des 20. Jahrhunderts wurden die Abruzzen für den deutschen Konzeptkünstler Joseph Beuys interessant. Der Meister aus Kleve hat in Bolognano ein Projekt mit dem Namen "Difesa della natura" (Verteidigung der Natur) geleitet. Beuys hat einen Großteil seiner letzten Schaffensjahre in den Abruzzen verbracht und die Kulturlandschaft in Bolognano entscheiden geprägt. Dieses Dorf ist heute ein offenes Atelier, in dem verschiedene junge aber auch schon bekannte Künstler ihre Kreativität entfalten können.

In Giulianova widmet sich das "Museo dell’Arte e dello Splendore" ausschließlich der modernen Kunst.

Den Liebhabern und Sammlern von zeitgenössischer Keramikkunst empfehlen wir das Museum in Castelli, in dem die Arbeiten jünger Keramikkünstler regelmäßig ausgestellt werden.
Eine besondere Stellung in der Fotografiekunst nimmt das Dorf Scanno ein. Dieser kleine Ort mit den pittoresken Gassen wurde von bedeutenden Fotografen, u.a. vom Henri Cartier Bresson, festgehalten.

Kunsthandwerk

Das Kunsthandwerk in den Abruzzen hat eine bis in die heutigen Tage reichende, sehr lange Tradition. Hauptort der Keramikproduktion ist Castelli, ein spektakulär gelegenes "Borgo" (Dorf), am Fuße der Berge. Die Blütezeit der Keramikkunst von Castelli ist der Barock. Der Stil ist klar definiert: Auf weißem Hintergrund werden Marinen, Landschaften und Stillleben in lebendigen bunten Gelb-, Azur- und Purpurtönen gemalt.
In der Nähe von Castelli befindet sich die kleine Kirche San Donato, deren Gewölbe 1647 mit 800 Keramiken, den sogenannten "Piastrelle" geschmückt wurde. Der italienische Schriftsteller Carlo Levi hat sie "die Sixtinische Kapelle der Maiolika" genannt.

Auch die Goldschmiedekunst hat in Scanno und Pescocostanzo heute noch eine lebendige Tradition. Darüber hinaus wird in Guardiagrele die Tradition des "Rame" (Kupfer) und "Ferro battuto" (Schmiedeeisen) weiter betrieben. Ein typisches Handwerk der Frauen ist die Bearbeitung von Merletto a tombolo.

Literatur

Zwei wichtige Persönlichkeiten aus den Abruzzen haben die moderne Literatur Italiens geprägt: Ignazio Silone (1900-1978) wird als einer der größten italienischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts geschätzt. Zahlreiche seiner Werke (u.a. "Fontamara") schildern unverfälscht das harte und entbehrungsreiche Leben der Bauern dieser Region in der Zeit vor und während des Krieges. Mehr Informationen über diesen Schriftsteller der Abruzzen finden Sie im "Centro Studi Ignazio Silone" in Pescina, dem Geburtsort Silones.
Gabriele D’Annunzio (1863 – 1938), ein in Pescara geborener Dichter, gehörte der Bewegung des italienischen Symbolismus und Ästhethizismus an. Die Welt der Sinne und der Schönheit prägen seine Poesie. Die Figur von D’Annunzio ist vergleichbar mit der anderer europäischer "Ästheten" wie Oscar Wilde oder Guy Huysman. Wer sich über das Leben von D’Annunzio informieren möchte, kann sein Geburtshaus in Pescara besuchen.

Ausgrabungsstätten

Es gibt zahlreiche Augrabungsstätten in den Abruzzen:

Alba Fucens/Massa D'Albe Diese altrömische Stadt mit Namen Alba Fucens ist bekannt für das besterhaltene römische Amphitheater der Abruzzen.

Amiternum

Ercole Curino

Sowie Campo Valano, Juvanum, Ocriticum, Peltuinum und Schiavi D'Abruzzo

Die wichtigsten Museen auf einen Blick

"Linkliste Kunst"

Museo Archeologico Nazionale, Chieti (Archäologisches Nationalmuseum),
mit Navigation auch in englischer Sprache
Museo Nazionale d'Abruzzo L'Aquila

Museo archeologico La civitella
Archäologisches Museum, Chieti
Multimediale Vermittlung der Antike. Auch für Kinder empfohlen
Museo dell'Abruzzo bizantino e alto medioevale Crecchio (Museum für byzantinische Kunst der Abruzzen)
Museo dello Splendore Giulianova (Moderne und Zeitgenössische Kunst)
Museo delle Genti d'Abruzzo Pescara (Museum der Abruzzeser)
Museo Acerbo (Keramik Museum), Loreto Aprutino

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